Baumwunden verschließen: Das sollten Sie wissen

Verwundete Bäume sind anfällig für Bakterien und Pilze, daher ist eine schnelle Regenration wichtig. Doch sollte man der Natur beim Heilen helfen und Baumwunden verschließen? Für viele Baumfreunde dürfte die Antwort klar sein: Wunden, die beim Beschneiden oder durch Sturmschäden entstehen, sollte man verschließen, indem man sie mit Wundschutzmittel versiegelt. Das hilft unter anderem gegen Pilzbefall oder Fäulnis. Doch besagen das auch aktuelle Untersuchungen? Welche Erkenntnisse gibt es mittlerweile zum Thema Baumwunden verschließen? Wir erklären Ihnen, was Sie am besten tun sollten und wie Sie dem Baum optimal helfen.

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Sollte man Baumwunden verschließen? Experten raten dazu nur, wenn diese sehr groß sind.

Inhaltsverzeichnis

Wie entstehen Baumwunden?

Die Ursache für die Entstehung von Baumwunden kann vielfältig sein, unter anderem:

  • Frostrisse,
  • Schnitt- und Sägearbeiten sowie
  • Verletzungen durch mechanische Geräte.

Frostrisse entstehen durch starke Temperaturschwankungen, die zu Spannungen im Holz führen. Der Großteil aller Wunden entsteht jedoch durch Schnitt- und Sägearbeiten und ist daher sehr viel einfach zu vermeiden. In unserem Ratgeberbeitrag Baumschnitt und Baumpflege erklären wir, wie Sie solche Baumwunden von vornherein vermeiden können.

Sollte man Baumwunden verschließen?

Eine lange Zeit war man der Ansicht, Baumwunden müsse man verschließen. Zumindest die, die durch Beschneiden der Bäume oder Sturmschäden entstanden sind und einen Durchmesser von mehreren Zentimetern haben. Diese sollten mit Wundschutzmitteln versiegelt werde, um zu verhindern, dass Pilze in das offen gelegte Holz eindringen können oder sich dort Fäulnis bilden kann.

Was sagen die Fachleute?

Ergebnisse diverser Forschungsarbeiten haben ergeben, dass Bäume ein sehr umfangreiches Selbstheilungssystem besitzen. Daher kann ein Wundverschluss, der nicht natürlich entsteht, sogar mehr schaden als heilen. Ist ein Baum gesund, dann ist er in der Regel sehr widerstandsfähig gegenüber Verletzungen, die beispielsweise durch einen Baumschnitt oder abgebrochene Äste entstehen.

Heutzutage raten Experten aufgrund zahlreicher Untersuchungen davon ab, eine Baumwunde so zu behandeln. Denn diese zeigen, dass die eingesetzten Mittel die Wundheilung nicht unterstützen, sondern die natürliche Regeneration oft verhindern. Das wiederum erhöht den Pilzbefall sogar. Hinzu kommt, dass die meisten Produkte die Wunden nahezu luftdicht verschließen. So kann zwar nichts Schädliches von außen hineingelangen, jedoch auch kein Sauerstoff.

Bei größeren Wunden ab 5 Zentimetern oder Frostrissen kann es hilfreich sein, ein Wundschutzmittel etwa 2 Zentimeter breit auf den Rand der verwundeten Stelle aufzutragen. Kleinere Wunden heilen sich in der Regel selbstständig.

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Baumwunden verschließen ist nach heutigen Meinungen nicht mehr ratsam.

Selbstheilung statt Wundschutzmittel

Wundschutzmittel haben einige Nachteile: So werden sie unter anderem leicht rissig oder blättern gar vollständig ab. Das führt dazu, dass Wasser in die Risse eindringt und ein Pilzbefall droht. Auch während Sie die Baumwunde versiegeln können Pilzsporen unbeabsichtigt unter dem Wundschutzmittel eingeschlossen werden. Anschließend wachsen diese darunter weiter und befallen den Baum von innen.

Viele Biologen raten deshalb davon ab, die Baumwunde zu verschließen. Besser ist es, auf die natürlichen Selbstheilungskräfte des Baumes zu vertrauen. Nach einem Schnitt bilden diese den sogenannten Kallus. Darunter versteht man ein natürliches Wundgewebe. Dieses sorgt dafür, dass die Wunde verschlossen und der Baum geschützt wird. Da sich verletztes Gewebe nicht automatisch regeneriert, sondern verrottet, bildet sich neues Gewebe – sogenanntes Kambium. Dabei handelt es sich um frisches Holz oberhalb des verletzten Gewebes, das beim Verschließen der Wunden hilft.

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Wann Sie Baumwunden verschließen sollten

Auch wenn Bäume über große Selbstheilungskräfte verfügen, gibt es doch Fälle, in denen ein Verschließen der Wunde unerlässlich ist.

Wunden während der Vegetationsphase

In der Vegetationsphase der Bäume sollten Sie keine Schnitte durchführen. Da in der Winterruhe kein Kambium gebildet wird, können etwaige Wunden nicht verschlossen werden. Das hat zur Folge, dass die Kälte im Winter in Innere des Baumes vordringt und dort Erfrierungen hervorruft. Der Baum kann außerdem an den betroffenen Stellen austrocknen und so keine Zellschicht mehr bilden. Während der Vegetationsphase sollten Sie daher auf jeden Fall Wunden versiegeln, falls diese dennoch auftreten.

Beschädigte Rinde

Gesetzt den Fall, die Rinde eines Baumes platzt auf oder wird durch einen Wild- oder Autounfall beschädigt, sollten Sie die Baumwunde verschließen. Wenn die Rinde nicht mehr unbeschädigt zum vollen Schutz des Baumes beiträgt, besteht das Risiko einer Vertrocknung. Das wiederum verhindert die Bildung von Borke. Daher sollten Sie in diesem Fall zwingend einen Wundverschluss durchführen.

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Baumwunden sollten Sie verschließen, wenn die Rinde beschädigt ist.

Baumwunden vorbeugen: so geht’s

Im Optimalfall kommt es gar nicht erst zu Baumwunden. Wenn Sie den Baumschnitt fachgerecht durchführen bzw. durchführen lassen, kann sich die Wunde im Regelfall selbst verschließen. Achten Sie daher beim Schneiden der Bäume auf einen sauberen Schnitt. Außerdem sollten keine ausgefransten Stellen oder Restfasern zurückbleiben. Tipp: Verwenden Sie scharfe und saubere Werkzeuge beim Baumschnitt. So können sich Bäume im Normalfall selbst heilen – ganz ohne Wundschutzmittel.

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